BNN 16.11.2002
Durmersheim/Karlsruhe (HH).
Wie Flipperkugeln schnellen schillernde Silbengebilde durch den Raum:
Popocatepetl, Titicacasee, Ratibor. Wenn der "Hardtchor" sie zum
fliegen bringt, schießen die Wortbälle kreuz und quer durcheinander.
Diese phonetische Spielerei ist die "Fuge aus der Geographie", ein
Sprechgesangsstück von Ernst Toch. Es gehört zu den Besonderheiten im
Repertoire des A-capella-Ensembles aus Durmersheim, das am Freitag,
22. November, um 20 Uhr im Stephansaal am Friedrichsplatz in Karlsruhe
ein Konzert gibt.
Die acht Sänger und ihr Dirigent behaupten von sich selbst, "süchtig
nach dem reinen Klang" zu sein, nach dem "O(h)rgasmus". Der Karlsruher
Stefan F. Fischer lässt als Leiter des Oktetts nichts unversucht,
dieses Verlangen zu befriedigen. Viele Erfolge bestätigen das
Gelingen. Neben dem Schliff der Kehlen liegt ein Grund dafür auch in
der Auswahl der Stücke und der Art der Interpretationen. Dirigent
Fischer hat die meisten Werke mit eigenen Arrangements auf den Chor
zugeschnitten.
Einige sind komplett selbst gefertigt. "Nächtliches Ständchen" von
Schubert, "Back in the USSR" von Lennon und McCartney, der
Barber-Shop-Song "When my Sugar walk down the Street", ein
"Andachtsjodler" oder Ennio Morricones "Man with a Harmonica" sind ein
paar Beispiele aus der Mischung, die dem Ohr viel Abwechslung und
schöne Überraschungen bieten sollen.
Sogar mimisch und choreografisch wollen die acht Herren etwas
hermachen, wenn sie in der Fächerstadt ihr erstes abendfüllendes
Programm präsentieren. Dafür haben sie sich von dem Theatermann Jochen
Wietershofer beibringen lassen, wie man konzentriert singen und sich
auf der Bühne trotzdem bewegen kann. Dass sie als Liederliebhaber
einmal mit solchen Dingen zu tun haben würden, davon haben die
Sangeslustigen nichts geahnt, die im Jahr 1994 sich zum "Hardtchor"
formierten. Mit der Gründung des Ensembles befreiten sich damals zwei
Hand voll jüngerer Leute aus dem Korsett herkömmlicher Gesangsvereine,
das sie als zu eng empfanden. Inzwischen haben viele Vereine ähnliche
Wege eingeschlagen.
Und den "Hardtchor" gibt es immer noch. Das hätten vor acht Jahren
viele den Abtrünnigen nicht zugetraut. Freilich hat es im Laufe der
Zeit Abgänge gegeben, aber auch Zuwachs. Neben dem Dirigenten Fischer,
der seit Anbeginn Takt und Ton vorgibt, besteht die Formation derzeit
aus den Durmersheimern Norbert Tritsch, Joachim Becker, Manfred
Lindemann, Martin Vögele, Michael Kary, Bernd Bertsch, dem
Iffezheimer Tobias Fritz und Vito Cerjak aus Bietigheim.
In Bietigheim wird auch geprobt, immer dienstags im Gasthaus "Zum
Hirsch". Kleine Konzerte gibt der Chor regelmäßig im Rahmen einer
Kulturreihe in der Stadtklinik in Baden-Baden. Er hat schon
Veranstaltungen für die Volkshochschule bestritten, er sang schon
mehrmals in der Adventszeit in der Wallfahrtskirche Maria Bickesheim,
trat bei verschiedenen Festen auf und wird häufig von Privatleuten,
Firmen und Institutionen für kleinere Auftritte verpflichtet. Mit
einem Repertoire, das sich von der Renaissance bis zum Pop unserer Tage
erstreckt, hat der "Hardtchor" viel Begeisterung geerntet. Karten im
Vorverkauf gibt es bei Foto Herz und bei der Firma Kässinger.